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Was bedeutet Co-Creation im Gesundheitswesen – und warum ist sie so wichtig?

Co-Creation im Gesundheitswesen bezeichnet einen kollaborativen und interaktiven Gestaltungsprozess, bei dem verschiedene Akteure – insbesondere Patient:innen, medizinisches Fachpersonal, Pflegekräfte, Therapeuten sowie Entwickler:innen und Designer:innen von Gesundheitsdienstleistungen und -produkten – systematisch in die Planung, Entwicklung, Umsetzung und Evaluation eingebunden werden. Ziel dieses partizipativen Ansatzes ist es, Gesundheitslösungen zu schaffen, die sowohl medizinisch wirksam als auch alltagspraktisch, nutzerfreundlich und bedarfsgerecht sind.

Maßgeschneiderte Technologien

Das medizinische Personal profitiert erheblich von Co-Creation in der Produktentwicklung. Viele Unternehmen bringen zwar innovative Technologien und technische Exzellenz mit, haben jedoch oft wenig Einblick in die komplexen Abläufe und praktischen Herausforderungen im Klinikalltag. Ohne diese Perspektive entstehen Produkte, die an den tatsächlichen Bedürfnissen und Arbeitsrealitäten der Pflegekräfte, Ärzt:innen und Therapeut:innen vorbeigehen. Co-Creation ermöglicht es, frühzeitig praxisrelevantes Wissen einzubinden, unnötige Iterationen zu vermeiden und Lösungen zu entwickeln, die wirklich entlasten, Prozesse verbessern und in bestehende Systeme integrierbar sind. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern erhöht auch die Akzeptanz und Wirksamkeit im realen Einsatz.

Nicht nur für den Arzt…

Ein weiterer zentraler Aspekt der Co-Creation ist die Anerkennung der Patient:nnen und Patienten als Expert:innen ihrer eigenen Lebensrealität. Ihre persönlichen Erfahrungen mit Krankheiten, Behandlungen und dem Gesundheitssystem werden ebenso aktiv in den Gestaltungsprozess eingebracht wie das professionelle Wissen und die klinische Expertise der Gesundheitsdienstleister. Dieser gleichberechtigte Wissensaustausch fördert nicht nur innovative Lösungsansätze, sondern steigert auch die Akzeptanz und Wirksamkeit neuer Angebote, da sie sich stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen und Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer orientieren.

Warum echte Daten unverzichtbar sind

Reale Patientendaten bieten tiefgreifende Einblicke in Krankheitsverläufe, Lebensrealitäten und die Wirksamkeit von Therapien. Sie helfen Entwicklerteams, Produkte zu schaffen, die praxisnah, effizient und medizinisch relevant sind. Künstliche oder simulierte Daten können diese Tiefe und Vielfalt nicht immer vollständig abbilden. Patientenfeedback wiederum zeigt, wie Produkte im Alltag wahrgenommen und genutzt werden – ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz und den langfristigen Erfolg digitaler Gesundheitslösungen.

Die aktive Einbindung von Patient:innen muss dabei auf Freiwilligkeit beruhen. Nur wenn Menschen sich bewusst und aus Überzeugung beteiligen, entsteht eine vertrauensvolle Basis für Zusammenarbeit. Dieses Vertrauen ist entscheidend – nicht nur für den Zugang zu Daten, sondern auch für die Qualität der Rückmeldungen.

Der Mensch im Fokus

Co-Creation kann in vielfältigen Kontexten stattfinden – etwa bei der Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen, bei der patientenzentrierten Optimierung von Versorgungspfaden oder in der Gestaltung von Behandlungsräumen und -prozessen. Durch gezielte Methoden wie Workshops, Fokusgruppen, Design Thinking oder partizipative Forschung werden die Perspektiven aller Beteiligten strukturiert erfasst und in konkrete Maßnahmen übersetzt. So trägt Co-Creation wesentlich zur menschenzentrierten Weiterentwicklung des Gesundheitswesens bei.

Dieser kollaborative Ansatz ist entscheidend, um Lösungen zu entwickeln, die den tatsächlichen Anforderungen der Nutzer entsprechen. Durch die Einbindung aller Stakeholder können innovative und effektive Gesundheitslösungen geschaffen werden.

Co-Creation-Prozesse im INSPIRE Living Lab: Ein Praxisbeispiel

Ein wichtiges Beispiel für erfolgreiche Co-Creation im Gesundheitswesen ist das INSPIRE Living Lab an der Universitätsmedizin Mannheim. In diesem realen klinischen Umfeld können Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen sowie etablierte Firmen gemeinsam mit Pflegekräften, Ärzt:innen und Patient:innen an der Entwicklung und Erprobung neuer medizinischer Produkte und digitaler Gesundheitslösungen arbeiten.

Das Living Lab bietet die Möglichkeit, Innovationen direkt im klinischen Alltag zu testen und wertvolles Feedback von Endanwendern zu erhalten. Durch diese enge Zusammenarbeit können Produkte entwickelt werden, die den Anforderungen des klinischen Personals und der Patient:innen gerecht werden und somit die Versorgungsqualität verbessern.